Jeden Tag ist in Elchingen um 11:15 Uhr Startbereitschaft. Dann werden die Teilnehmer*innen in die Luft geschleppt. Das passiert bei fast allen Wettbewerben mit einem Flugzeugschlepp auf 600m. Ab dieser Höhe heißt es eigenständig oben bleiben und in der Thermik kreisen. Sind alle Teilnehmer*innen einer Klasse geschleppt, wird nach einer vorgegebenen Zeit nach dem letzten Start die "Abfluglinie" geöffnet. Dann können Teilnehmer*innen entscheiden, wann sie losfliegen. Frühere Abflüge gelten nicht, um auch dem Teilnehmer*in, der als letztes gestartet ist, eine Chance zum Steigen in der Thermik zu geben.
In der Clubklasse wurde am Samstag, dem sechsten Wertungstag eine Assigned Area Task (AAT) ausgeschrieben. Von Elchingen entlang der Schwäbischen Alb nach Südwesten bis zur Dreifaltigkeitskapelle bei Spaichingen. Zweite Wende war Rothenstein auf der Fränkischen Alb. Von dort ging es wieder zurück nach Elchingen. Eine Strecke von 380,5 Kilometern. Die Strecke konnte durch den AAT-Modus minimiert oder vergrößert werden. Die Flugzeuge der Clubklasse fliegen ohne Wasserballast. Dennoch waren sie an diesem sechsten Wertungstag fast genauso schnell unterwegs wie die der Standardklasse.
Ihre Aufgabe führte ausschließlich über thermisch besserem Gebiet als die Streckenführung der Standardklasse. Deshalb waren die Pilot*innen der Standardklasse an diesem sechsten Wertungstag nicht signifikant schneller als die der Clubklasse. Für Gerrit Neugebauer aus Esslingen war die Aufgabe (AAT) in der Clubklasse äußerts interessant. „Den ersten Sektor habe ich nur angekratzt. Den zweiten Wendepunkt Sektor habe ich bewusst groß ausgeflogen. Das hat mir dann noch einen um 4 km/h höhere Durchschnittsgeschwindigkeit gebracht. Was gestern auffällig war, die größeren Abstände zwischen den Aufwinden. Ich bin zufrieden, mein Motto, schön fliegen und vorne mit dabei sein!“ Sein Plan ging auf. Zweiter Platz in der Tageswertung. Nur Robin Bretzke aus Radolfzell am Bodensee (BW) war schneller. Dritter an diesem sechsten Wertungstag in der Clubklasse wurde Maximilian Goormann aus Trier (RP).
In der Gesamtwertung der Clubklasse führt weiterhin Gerrit Neugebauer aus Esslingen mit 5272 Punkten. Zweiter bleibt John Bartels aus Königsdorf (Bayern) mit 4997 Punkten. Dritter ist Nils Zitzelsberger aus Karlsruhe mit 4869 Punkten.
Die Standardklasse hatte am sechsten Wertungstag eine Racing Task.
Von Elchingen nach Miltenberg am Main. Dann weiter in die Röhn zum Wendepunkt Scheideck. Und wieder zurück nach Elchingen. Eine Strecke von 360,2 Kilometern. Auf dem letzten Schenkel von Scheideck nach Elchingen gab es auf 166 Kilometern Racing pur. Beste Bedingungen, wenn auch nicht überall mit Wolkenthermik aber gute Basishöhen von über 1400 Meter über Grund. Die Pilot*innen konnten hier richtig Vollgas geben. Die Standardklasse war zwischen den Aufwinden mit weit über 190km/h unterwegs. Wer es geschickt machte, hat jedoch die tragenden Linien gesucht und ist dort mit wenig Höhenverlust geflogen. Lange Strecken ohne zu kreisen erhöhten die Durchschnittsgeschwindigkeiten sehr.
Der im Standardklasse Gesamtklassement führende Max Maslak (Bonn; NRW) hatte an diesem sechsten Wertungstag seine Schwierigkeiten. Vor der ersten Wende ist er ein wenig zu optimistisch tief geflogen und hatte dann Probleme Thermik zu finden. Das hat ihm wertvolle Zeit gekostet. Als er endlich einen guten Aufwind fand, wollte er diesen maximal ausnutzen und ist deshalb maximal hoch, bis an die Luftraumgrenze gestiegen. „Manchmal sind es nur 2 Sekunden!“ so sein Fazit. Denn so wenig Zeit hat gereicht, dass er zu hochkam. So ist er in einen Luftraum, der nicht für den Wettbewerb zugelassen ist, eingeflogen. Das gilt als Regelverstoß. Daher war für Ihn die Aufgabe schon nach der ersten Wende im Odenwald beendet. Insgesamt hat ihm diese Aktion enorm wertvolle Punkte gekosten. Dazu den Verlust der Führung in der Gesamtwertung. Er landetet damit auf den vorletzten Platz an diesem Tag; Tagesplatz 28. In der Gesamtwertung stützte er auf den siebten Platz ab. Und dass wegen 2 Sekunden und vier Metern!
Für Paul Schwarz vom Luftsportring Aalen lief es an diesem sechsten Wertungstag hingegen ausgesprochen gut. „Wir hatten zwar Warmluft, welche die Thermik gestört hat, aber auf dem ersten Schenkel bis nach Mildenberg war ich megamäßig schnell geflogen. Ein Tag, der super aussah, aber mit Vorsicht und klugen Entscheidungen geflogen werden musste.“ Er flog auf den fünften Tagesplatz und liegt jetzt im Gesamtklassement auf dem vierten Platz. Das Treppchen auf dem Siegerpodest kommt nun in Reichweite. Nur 101 Punkte ist es noch entfernt.
Doch auch Karol Müller aus Neustadt an der Weinstraße (RP), der in der Standardklasse startet, hat sich gut an diesem sechsten Wertungstag geschlagen. „Es lief ganz gut. Auf dem ersten Schenkel hatte ich anfangs etwas Schwierigkeiten die Wolken und damit die Aufwinde gut zu treffen. Im Spessart wurde es dann blau; Wolken gab es dann keine mehr. Der Rückflug aus der Rhön Richtung Süden war prima!“ Karol Müller landete schließlich auf dem 14. Tagesplatz im Mittelfeld. Er liegt auf dem Gesamtplatz 21.
In der Gesamtwertung führt jetzt nach dem Patzer von Max Maslak der Standardklasse Eric Schneider aus Hammelburg (Bayern). Auf den zweiten Platz vorgerückt ist Nils Schlautmann aus Schwandorf (Bayern). Jan Schulz aus Isny im Allgäu (BW) ist Dritter. In der Gesamtwertung auf Platz vier liegt Paul Schwarz aus Aalen.
Erneut haben einige Pilot*innen in der Standardklasse wieder Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 100km/h geflogen. Trotzdem war dieser fünfte Wertungstag insgesamt nicht so schnell wie der Vortag.
Sportleiter Bernd Schmid bringt es auf den Punkt: „Was die Pilot*innen in der Clubklasse leisten, ist einfach grandios. Alle sind unter 25 Jahre, haben das Segelfliegen in Vereinen gelernt. Wie die sich hier präsentieren - höchster Respekt. Immer schön für die Zuschauer. Am Nachmittag kommen die Flugzeuge zur Landung nach Elchingen. Sofort nach der Landung wird dann das Flugzeug von der Bahn gezogen. Die Datenfils der Logger (Flugschreiber) werden meist schon aus dem Cockpit an die Wettbewerbsleitung übertragen. In Zeiten von Smartphones ist das auch vom Acker aus bei der Außenlandung möglich.
An diesem Sonntag, den 4.6.23 wird der siebte Wertungstag geflogen.
Gutes Segelflugwetter an so vielen aufeinander folgenden Wertungstagen ist in Deutschland in den letzten Jahren kaum noch vorgekommen.
Die Pilot*innen der Club- und Standardklasse spüren, dass Segelflugsport Leistungssport ist. Jeden Tag mehrere Stunden im Cockpit sitzen, konzentriert fliegen, ständig taktische und fliegerischen Entscheidungen treffen, das zehrt an den Kräften der Teilnehmer*innen. Und viele der Junioren haben so ein Pensum wie an den vergangenen 6 Tage noch nie abrufen müssen. Am Sonntagabend ist Bergfest in Elchingen. Die Wettbewerbsleitung beobachtet die Wettervorhersagen für die kommende Woche sehr genau. Einen Pflichtruhetag sieht die Wettbewerbsordnung nicht vor. Es liegt jedoch im Ermessen des Sportleiters, ob und wann es einen Ruhetag für die Pilot*innen und Rückholer*innen geben kann.
Am Sonntagmorgen war es für Bernd Schmid nicht einfach, eine dem Wetter gut angepasste Streckenführung als Aufgabe zu finden. Am Himmel über der Ostalb gab es trügerische Wolkenentwicklungen. Einfließende feuchte Luftmasse führte zu einer Labilisierung. Gewitterneigung heißt es dann im Wetterbericht für „Fußgänger“. Für Segelflieger bedeutet das, die Wolken können sich ausbreiten. Die Sonneneinstrahlung wird erst einmal gestört. Die Thermikentwicklung unterbrochen. Durch die Luftfeuchtigkeit kann es aber auch Schauer oder Gewitter geben. Deshalb hat Bernd Schmid die Strecken für beide Klassen an diesem Sonntag, dem siebten Wertungstag in Folge, nicht so weit in den Südwesten der Alb gelegt.