Der vierte Wertungstag bei den Deutschen Junioren Meisterschaften in Elchingen hatte es in sich. Früh einsetzende Quellbewölkung, deutlich weniger Wind und hohe Basishöhen sorgten für perfekte Flugbedingungen und spannende Wettkampfsituationen. Von Hammerwetter sprechen die Segelflieger*innen, wenn es Steigwerte von 3 Meter pro Sekunde und mehr gibt. Dazu gute Basishöhen. Über der Schwäbischen Alb sind das dann schon mal 2400 Meter und mehr über dem Meeresspiegel. Dazu Wolkenaufreihungen genau auf dem Kurs. Wolkenstraßen. Dann schlägt das Herz der Segelflieger*innen höher.
Schon vier Tage in Folge konnte bei dieser DM der Segelflugjunioren geflogen werden. Allein das ist schon mal sehr gut. Für die Stimmung der Piloten und generell auch für die Wertung. Denn drei Wertungstage müssen bei einem Segelflug-Wettbewerb geflogen werden, damit ein Deutscher Meister gekürt werden kann. Das ist wichtig, denn es geht hier ja auch um die Qualifikation zu einer EM oder gar WM. Die Deutschen Meister in den beiden Klassen, die in Elchingen mitfliegen, werden also auf jeden Fall würdige Titelträger sein. Sportleiter Bernd Schmid freut sich über die guten Ergebnisse der Pilot*innen. „Das Wetter war uns gnädig. Es ermöglichte herausragende Schnittgeschwindigkeiten in beiden Wettbewerbsklassen. Nicht nur wir von der Wettbewerbsleitung haben uns gefreut. Ich glaube alle Pilot*innen waren mit dem Wertungstag sehr zufrieden!“ In beiden Klassen wurden Racing Tasks ausgeschrieben. Dabei müssen die Teilnehmer*innen mit der größtmöglichen Geschwindigkeit eine durch festgelegte Wendepunkte definierte Strecke fliegen.
Interessant war an diesem Tag die Tatsache, wie lange die Piloten teilweise vor ihrem Abflug in Elchingen taktiert haben. Es gilt das bestmögliche Wetterfenster für die Strecke abzuschätzen, um dann auch besonders schnell die Aufgabe fliegen zu können. Während einige Piloten schon an ihrem jeweiligen ersten Wendepunkt waren, sind die Schnellsten um Titelfavorit Max Maslak noch nicht einmal abgeflogen. Ihre Wahl der Taktik sollte ihnen recht geben. Wenngleich Max Maslak auch selbstkritisch anmerkte: „Ursprünglich wollten wir noch später abfliegen. So gegen 14.30 Uhr hatten wir eigentlich geplant. Doch als wir gesehen haben, wie schnell hohe Wolkenfelder von Nordosten aus zu uns zogen, sind wir dann früher los!“ Hohe Schleierwolken haben die Sonneneinstrahlung spürbar abgeschwächt. „Der erste Schenkel bis zum ersten Wendepunkt lieg sehr gut. Da ging vieles nur im Geradeausflug!“ Kreisen in der Thermik kostet viel Zeit, weil sich da dann das Segelflugzeug nur auf der Stelle bewegt und keine Strecke zurücklegt. Das verringert die Durchschnittsgeschwindigkeit. „Im Endanflug haben wir dann wieder etwas Zeit verloren. Die Abschirmung, also die hohen Wolkenfelder, die von Nordosten her nach Baden-Württemberg reingezogen sind, haben uns dann doch früher als erwartet erreicht!“ Dennoch konnten die drei Führenden in der Standardklasse mit diesem Wertungstag zufrieden sein. Die Standardklasse hatte ein Vieleck als Aufgaben; mit einer Streckenlänge von 354,8 Kilometer. Von Elchingen ging es zunächst entlang der nördlichen Albkante bis nach Albstadt. Von dort mussten die Teilnehmer den Sprung in den Schwarzwald fliegen. Der zweite Wendepunkt war Freudenstadt. Von dort ging es nach Südosten nach Neuhausen ob Eck. Über die Schwäbische Alb ging es wieder zurück nach Elchingen. Die Schnellsten haben Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 120 km/h erreicht. Die Tagessieger wurden:
-
Felix Herold aus Ottobrunn bei München von der Fliegergruppe Bölkow (Bayern) mit 123, km/h.
-
Eric Schneider aus Hammelburg, Hessen, 122,4 km/h.
-
Jan Schulz aus Isny im Allgäu (Baden- Württemberg) 122,3 km/h.
Den vierten Tagesplatz erreichte, der erneut tapfer und taktisch diszipliniert fliegende Paul Schwarz vom Luftsportring Aalen. In der Gesamtwertung führt weiterhin Max Maslak aus Bonn (NRW) vor Marius Stelzer (Krefeld) und dritter ist Nils Schlautmann aus Schwandorf (Bayern). In der Gesamtwertung auf Platz 6 liegt Paul Schwarz.
Sogar die Clubklasse erreichte Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 100km/h. Denn endlich gab es Quellwolken genau entlang der Streckenführung. So konnten die Pilot*innen unter den Wolkenstraßen entlangfliegen. Mit einem großen Anteil an Geradeausflug und wenig Kreisen. Ein echter Racingtag, aber auch ein Tag zum Genießen. Zur großen Freude der Wettbewerbs Pilot*innen. Das Teilnehmerfeld der Clubklasse liegt sehr eng beisammen. Sportleiter Bernd Schmid: „Ich glaube, dass ich fast ein wenig zu klein ausgeschrieben habe. Die Führenden in der Clubklasse Gesamtwertung haben es an diesem vierten Wertungstag nicht aufs Treppchen geschafft.
Die Flugzeuge der Clubklasse fliegen ohne Wasserballast. So sieht es das Reglement vor. Deshalb können sie nicht ganz so schnell fliegen. Aber Lukas Brune aus Ravensburg (BW) war mit 113,8 km/h dennoch enorm schnell unterwegs. Die Clubklasse hatte als Aufgabe einen Dreiecksflug von Elchingen nach Sulgen, bei Schramberg (Schwarzwald). Der zweite Wendepunkt lag dann wieder auf der Schwäbischen Alb in Zwiefalten. Von dort führte der Kurs wieder zurück auf die Ostalb nach Elchingen. Der Tagesssieger Lukas Brune war mit der Aufgabe sehr zufrieden: „Einfach nur Speed machen, gezielt die Wolken anfliegen und jeden möglich Aufwind mitnehmen. So eine richtige Taktik habe ich mir gar nicht vorgenommen; einfach schnell sein!“ Der Plan ging für den Allgäuer auf.
Die Tageswertung in der Clubklasse:
Erster, Lukas Brune aus Ravensberg NRW. Den zweiten Platz erreichte Eva Senne aus Sindelfingen und Dritter wurde Lukas Dinger aus Ettenheim bei Lahr.
In der Gesamtwertung führt weiterhin Nils Zitzelsberger aus Karlsruhe, gefolgt von Gerrit Neugebauer aus Esslingen. Dritter ist Noah Lichter aus Berlin.
Vier Wertungstage am Stück und es sieht immer noch nicht nach einer signifikanten Wetterverschlechterung aus. Der Flugplatz Aalen-Elchingen und die Ostalb machen ihrem Ruf als sehr gutes Segelflugrevier alle Ehre. Die Stimmung bei den Teams mit rund 300 Gästen auf dem Härtsfeld könnte besser nicht sein. Die Region, die Menschen und der Luftsportring Aalen präsentieren sich als gute Gastgeber.