Menu

Der Luftsportring Lokalmatador Paul Schwarz kämpft tapfer und fliegt sich ganz langsam in Richtung Top-Five. Der dritte Wertungstag bei den Deutschen Junioren Segelflugmeisterschaften hatte es in sich. Die vorhergesagten guten Steigwerte, welche Sportleiter Bernd Schmid beim morgendlichen Briefing prognostiziert hat, sind tatsächlich eingetreten. Aber ein sehr strammer Ostwind mit bis zu 50 Kilometer pro Stunde hat vor allem die zu fliegenden Schenkel gegen den Wind zu einem richtigen Kampf für die Teilnehmenden werden lassen. Teilweise waren die Abstände zwischen den Aufwinden sehr groß. Wer tief runterfliegen musste, also das Höhenband in welchem normalerweise die Segelflieger*innen unterwegs sind nach unten verlässt, fand oft nur zerrissene Thermik. 

Der dritte Wertungstag hatte für die Standardklasse folgende Aufgabe zu fliegen. Eine Racing Task von Elchingen aus Richtung Südwesten auf der Alb zum Plettenberg zwischen Balingen und Rottweil. Von dort ging es weiter nach Geisingen an der Donau. Ab diesem Wendepunkt ging es gegen den kräftigen Ostwind. Zuerst nach Sigmaringen, dann weiter quer über die gesamte Albhochfläche bis nach Harburg in Bayerisch Schwaben. Mit Rückenwind ging es dann die letzten Kilometer zurück nach Elchingen. Bei einer Rennaufgabe (Racing Task) sind die Wendepunkte fest vorgegeben. Diese müssen in einem genauen Winkel umflogen werden. Deshalb bietet es sich an, die Wendepunkte möglichst eng zu umrunden, um die Flugstrecke möglichst kurz zu halten. Tagessieger ist, wer nach Beendigung der Strecke die schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit geflogen ist. Topfavorit Max Maslak (Bonn, NRW), der auch an diesem dritten Wertungstag ganz vorne mitgeflogen ist, brachte es auf den Punkt: „Die Aufgabe war echt schwer, aber immerhin, waren wir zu acht, die es geschafft haben. Wir mussten einfach alles mitnehmen, was an Steigen auf der Strecke lag. Erst im Endanflug, als wir die Höhe nicht mehr gebraucht haben, waren dann plötzlich gute Steigwerte auf dem Kurs!“ Die zu fliegende Gesamtstrecke belief sich auf 357,92 km. Tagessieger in der Standardklasse wurde Jan Ole Gödeke mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 77,15 km/h. Wegen der langen Gegenwindschenkel bei Windgeschwindigkeiten von teilweise über 50km/h war diese entsprechend niedrig. Mit seinem Discus 2b brauchte er dafür insgesamt 4 Stunden und 38 Minuten. Zweiter wurde Nuno Ferreira aus Bad Nauheim (Hessen) mit einem Durchschnitt von 71,37 km/h. Der Dritte Marc Möller (Riedelbach; Hessen) flog die Strecke mit 68,26 km/h.

Nur 8 Piloten schafften es in der Standardklasse wieder zurück nach Elchingen und damit die Tagesaufgabe. Einer davon war Paul Schwarz vom LSR Aalen. Der aus Kirchheim am Ries stammende Junior war gleich mehrmals nur noch zweihundert Meter über Grund. Eine Höhe, bei der sich die Segelflieger schon längst mit dem Thema Außenlandung beschäftigen. Die Piloten suchen sich dann einen Acker oder eine abgemähte Wiese, die möglichst so liegt, dass sie gegen den Wind zur Landung angeflogen werden kann. Für Segelflieger ist so ein Vorgang etwas vollkommen Normales und wird schon in der Ausbildung geübt. Es ist keine Notsituation. In den beiden Klassen bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften verfügen die Flugzeuge nicht über einer Hilfsmotor, der in solchen Fällen ausgefahren wird und eine Außenlandung abwenden kann. Der Flug wird in jedem Fall dann aber nur bis zu diesem Punkt gewertet. Zusätzliche Punkte für die Geschwindigkeit bekommen nur die Piloten, welche wieder zurück nach Elchingen kommen und die Ziellinie überfliegen. Für die 8 Piloten in der Standardklasse waren das an diesem dritten Wertungstag richtige „Big Points“. Auch für Paul Schwarz (LSR Aalen). Er errang so den 8. Tagesplatz und verbesserte sich dadurch auf den sechsten Gesamtplatz.

In der Gesamtwertung führt weiterhin Max Maslak aus Bonn (NRW) vor Marius Stelzer (Krefeld; NRW). Dritter ist Nick Schäfer aus Markdorf bei Friedrichshafen (BW).

Die Flugzeuge der Standardklasse fliegen mit Wasserballast. Gerade bei solchen Wetterverhältnissen mit langen Flugstrecken gegen den Wind ist die erhöhte Flächenbelastung von großem Vorteil. Kommen aber die Piloten so tief, dass sie mit einer Außenlandung rechnen, lassen sie in der Regel das Wasser ab. Damit ist aber der Vorteil des höheren Fluggewichtes weg, sollten sie die Strecke weiterfliegen können. Rund um den Flugplatz Gerstetten haben die meisten ihren Wasserballast abgelassen, einige Piloten sind in der Region auch gelandet!“ „Aber die Sicht war schön, wir haben den Bodensee und die Wolken über den Alpen gesehen!“ Aber zum Sightseeing blieb leider kaum Zeit.

 

Die Flugzeuge der Clubklasse fliegen ohne Wasserballast. So sieht es das Reglement vor. Der Favorit in der Clubklasse Gerrit Neugebauer war mit der Aufgabe sehr zufrieden. „Wir hatten nur eine kurze Durststrecke bis zu ein paar Wolken, die uns Aufwinde angezeigt haben. Dann war es echt cool zu fliegen. Da wir eine Area Task (AAT) zu fliegen hatten, mussten wir unsere Wendepunkte eigentlich nur taktisch klug in die Zylinder legen. Und dann den Endanflug so legen, dass der Wind möglichst nicht von vorne kommt!“

Sportleiter Bernd Schmid hat die Aufgabe der Clubklasse bewusst so gelegt, dass der Wind mehr von der Seite kommt, statt von vorne. „Im Nachhinein ist man immer schlauer. Die Wettermodelle haben weniger Wind vorhergesagt. Im Laufe des Tages wurde die Thermik auf dem Abschnitt dann auch etwas schlechter als prognostiziert!“

Wenn bei schwacher Thermik mehrere Flugzeuge im gleichen Aufwind kreisen, können sie in der Regel nicht so effektiv das Steigen ausnutzen. Zentrieren nennen das die Piloten. Solche Faktoren machen den Leistungssegelflug sehr komplex und beschert den Teilnehmern sehr anspruchsvolle Flugbedingungen. Tagessieger in der Clubklasse wurde David Neumann aus Amberg (Bayern), Zweiter Florian Kraja aus Wuppertal, (NRW) und auf dem dritten Platz landete Gerrit Neugebauer aus Esslingen( Baden-Württemberg) Die Clubklasse hat eine AAT (Assigned Area Aufgabe) zu fliegen, bei der es statt der fest vorgegebenen Wendepunkte Wendegebiete gibt. Von Elchingen ging es zuerst gegen den Wind nach Kehlheim an der Donau. Nann nach Schillingsfürst (Franken) in der Nähe von Rothenburg ob der Tauber. Von dort wieder mit dem Wind von der Seite nach Elchingen zur Ziellinie. Alle Flüge werden mit Flugschreibern, sogenannte Datenlogger, aufgezeichnet. Im Takt von zwei Sekunden werden Höhe, Geschwindigkeit und Steigen, also der gesamte Flugweg des Flugzeuges aufgezeichnet. In beiden Klasse mussten an diesem dritten Wertungstag insgesamt 25 Piloten Außenlanden. „zu den Kühen“- wie es die französischen Teilnehmer formulierten. Die Hochdruckwetterlage in Süddeutschland schwächt sich zwar etwas ab, dennoch werden in den kommenden Tagen sicher noch weitere Wertungsflüge stattfinden.

Diese Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.